Bedeutung von Haptoglobin und Hämopexin beim Shiga-Toxin-vermittelten HUS
Neue Erkenntnisse über die Rolle von Haptoglobin und Hämopexin bei der Entwicklung des Shiga-Toxin-induzierten hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) publiziert.
07.02.2022
Das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) ist eine Nierenerkrankung, die durch eine Infektion mit Shiga-Toxin-produzierenden Escherichia coli (STEC) hervorgerufen werden kann und durch akutes Nierenversagen, Thrombozytopenie und mikroangiopathische hämolytische Anämie gekennzeichnet ist. Shiga-Toxin (Stx) stellt einen der Hauptvirulenzfaktoren dieser Mikroorganismen dar. Die Wirkung von Stx beruht u. a. auf der Initialisierung der Hämolyse, gefolgt von einem gesteigertem Hämoglobinaubau. Bei diesem Vorgang wird Häm frei, welches bereits bei einem geringen Grad an systemischer Hämolyse Organschäden bei lebensbedrohlichen Infektionen hervorrufen kann.
Mitarbeiter/-innen der NWG Translational Septomics (Leitung: Prof. Dr. med. Sina M. Coldewey, PhD) haben in Kooperation mit den Arbeitsgruppen um Prof. Kerstin Amann und Christoph Daniel (Erlangen), Prof. Florian Gunzer (Dresden), Prof. Emanuela Tolosano (Turin, Italien) sowie Prof. Stefan H. Heinemann (Jena) in einem murinen Modell des HUS untersucht, ob Haptoglobin und Hämopexin beim Shiga-Toxin-vermittelten HUS eine Rolle spielen. Haptoglobin und Hämopexin sind Plasmaproteine, die eine wichtige Funktion in der Häm- und Eisenhomöostase übernehmen. Als Akute‑Phase‑Proteine sind sie zudem an inflammatorischen Prozessen beteiligt und können das Gewebe vor oxidativem Stress schützen.
Die Forscher/-innen kommen zu dem Ergebnis, dass Haptoglobin- und Hämopexin bei der Entwicklung des Stx-vermittelten HUS unterschiedliche Rollen spielen. Während eine Beteiligung von Haptoglobin nachgewiesen werden konnte, scheint Hämopexin für die Auflösung der Stx-indzierten Schädigungen, wie z. B. Neutrophilenrekrutierung und Thrombozytenablagerung in der Niere, nicht von Bedeutung zu sein.
Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Kidney International veröffentlicht.
Pirschel W, Mestekemper AN, Wissuwa B, Krieg N, Kröller S, Daniel C, Gunzer F, Tolosano E, Bauer M, Amann K, Heinemann SH, Coldewey SM (2022) Divergent roles of haptoglobin and hemopexin deficiency for disease progression of Shiga-toxin-induced hemolytic-uremic syndrome in mice. Kidney Int. S0085-2538(22)00016-3, doi: 10.1016/j.kint.2021.12.024