Sphingolipide als potentielle Ziele für eine HUS-Therapie?
29.07.2024
Das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) ist eine schwere systemische Komplikation, die nach einer Infektion mit enterohämorrhagischen Shiga-Toxin-produzierenden Escherichia coli auftreten kann. Die Toxin-induzierte Schädigung kann u. a. zur Thrombozytenaggregation und Thrombusbildung in der arteriellen Mikrozirkulation und in der Folge zu Schäden an den Nierenbarrieren und weiter zur Entwicklung einer akuten Nierenschädigung führen.
UKJ-Mitarbeiter:innen der Arbeitsgruppe Translational Septomics und der Arbeitsgruppe Biochemie der Sepsis haben die Rolle von zwei Isoenzymen der Sphingosinkinase (SphK1 und 2) in der Pathogenese des HUS untersucht. Beide SphK katalysieren die Phosphorylierung von Sphingosin zu Sphingosin-1-Phosphat (S1P). S1P ist nachweislich an der Aufrechterhaltung der endothelialen Barriere beteiligt und nimmt Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf entzündlicher Nierenerkrankungen. Im Mausmodell konnten die Forscher:innen nachweisen, dass die wiederholte Applikation von Shiga-Toxin bei SphK2-Knockout (SphK2-/-)-Mäusen zu einer im Vergleich zu Wildtyp-Mäusen geringeren, bei SphK1-/--Mäusen hingegen zu einer stärkeren Nierenentzündung und -schädigung führte. Die SphK1-/-- und SphK2-/--Mäuse wiesen während der HUS-Entstehung eine gegensätzliche Entwicklung des Sphingolipidspiegels in den Nieren und im Plasma auf. Dieses Ergebnis lässt eine potentielle Rolle des Sphingolipid-Stoffwechsels bei der Pathogenese des HUS vermuten.
Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Ergebnisse zu validieren und zu untermauern. Die Identifizierung des Sphingolipid-Stoffwechsels als potenzielles Ziel für eine HUS-Therapie stellt jedoch einen bedeutenden Fortschritt auf dem Gebiet der HUS-Forschung dar.
Müller T, Krieg N, Lange-Polovinkin AI, Wissuwa B, Gräler MH , Dennhardt S, Coldewey SM (2024) Deletion of Sphingosine Kinase 2 Attenuates Acute Kidney Injury in Mice with Hemolytic-Uremic Syndrome. Int J Mol Sci. 2024 Jul 12;25(14):7683. https://doi.org/10.3390/ijms25147683