Zellfreie DNA – ein neuer Prognosemarker für den Verlauf einer Sepsis?
04.06.2024
Sepsis ist mit einem hohen Mortalitätsrisiko verbunden, insbesondere dann, wenn die Patienten auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Heute ist bekannt, dass das individuelle Risiko an einer Sepsis zu versterben sehr unterschiedlich und daher eine personalisierte Therapie notwendig ist. Dafür ist ein Repertoire an diagnostischen Markern und Prognosefaktoren unerlässlich. Eine Sepsis geht zudem häufig mit einem akuten Nierenversagen einher, wofür bislang keine ausreichend spezifischen und sensitiven diagnostischen Marker verfügbar sind.
In einer klinischen Studie mit 150 Sepsis-Patientinnen und –Patienten und 81 gesunden Probandinnen und Probanden in der Kontrollgruppe haben wir untersucht, ob die Quantifizierung zellfreier DNA, die z. B. beim Absterben von Zellen frei wird, ein potentiell geeigneter Prognosemarker bei Sepsis sein könnte. Im Ergebnis konnten wir zeigen, dass die Plasma-Konzentration zellfreier DNA während der Akutphase der Sepsis im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöht ist und die Höhe der Konzentration mit der 28-Tage-Mortalität nach Sepsisbeginn korrelierte. Zudem wiesen Patientinnen und Patienten mit sepsisassoziiertem akutem Nierenversagen sowie Patientinnen und Patienten, die eine Nierenersatztherapie (Dialyse) benötigten, höhere zellfreie DNA-Konzentrationen auf als solche ohne dieser Nierenschädigung. Insgesamt machen unsere Daten deutlich, dass die Quantifizierung zellfreier DNA zur Verbesserung der Risikobewertung i) für die Entstehung eines sepsisassoziierten akuten Nierenversagens, ii) für die Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie und iii) der 28-Tage-Mortalität beitragen könnten. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachjournal Frontiers in Immunology veröffentlicht.
Dennhardt S, Ceanga IA, Baumbach P, Amiratashani M, Kröller S, Coldewey SM. (2024) Cell-free DNA in patients with sepsis: long term trajectory and association with 28-day mortality and sepsis-associated acute kidney injury. Front Immunol. 15:1382003. doi: 10.3389/fimmu.2024.1382003.